Hallo zusammen,
Stephan, das schaue ich mir noch einmal an, denn ich habe ja noch ein paar Abgüsse. Für die obere Abdeckung müsste ich dann 0,2er Bleifolie nehmen, die aber sehr empfindlich gegen Berührung ist; habe aber leider nichts anderes da. Mal schauen, ob sich das umsetzen lässt.
Zunächst geht's also weiter mit dem Baubericht.
Viertes Beispiel für mehr Details: Gussoberfläche der Stillbrew-PanzerungTakom hat mit dem Chieftain Mk.10 auch die als „Stillbrew“ bezeichnete Zusatzpanzerung an der Turmfront und rechts und links der Fahrerluke im Modell umgesetzt. Es ist nicht ganz klar, was sich in diesen Modulen verbarg, aber man vermutete eine erste Variante der Mehrschichtpanzerung.
Eine Stillbrew-Panzerung, oder genauer gesagt, das Stillbrew Crew Protection Package (SCPP), war eine zusätzliche passive Verbundpanzerung, um einen erhöhten Schutz vor feindlichen Projektilen zu bieten. Sie wurde nach den beiden Männern benannt, die es erfunden haben, Colonel Still und John Brewer vom Militärfahrzeug- und Ingenieurwesen in Surrey. Die Panzer, die diese Verbundpanzerung erhielten, wurden dann umgangssprachlich auch als Stillbrew-Chieftains bezeichnet.
Mit dem Ausbruch des Iran-Irak-Krieges im Jahr 1980 wurden zahlreiche iranische Chieftains von irakischen T-62 zerstört oder schwer beschädigt. Die britische Bewertung dieser Vorfälle ergab, dass die Vorderseite von Rumpf und Turm des Chieftains, die ursprünglich zum Schutz gegen alle Arten von Munition aus der sowjetischen 100-mm-Hauptkanone des älteren T-55 ausgelegt war, nicht zum Schutz vor APFSDS und HEAT-Munition der größeren 115-mm-Hauptkanone des neueren T-62 oder dann auch zukünftiger Waffenentwicklungen geeignet war. Infolgedessen begann ein Programm zur Aufrüstung des Chieftains, das zum Stillbrew Crew Protection Package (SCPP) führte.
Die Stillbrew-Panzerung war letztendlich eine passive, also nicht reaktive Zusatzpanzerung, die zusätzlichen Schutz gegen HEAT-Munition und Hohlladungsgeschosse wie RPG-7 und AT-3 Sagger bieten sollte, indem zum einen der Sprengstoffstrahl abgelenkt wurde bzw. insgesamt eine erhöhte Panzerungsstärke gegen ballistische und kinetische Projektile erreicht wurde. Die Panzerung wurde in Form von modularen Blöcken konstruiert, die aus sechs Schichten Stahlplatten mit dickem Gummi als Abstandsmaterial bestehen, die dann an der Vorderseite des Turms und an der Wanne im Bereich des Fahrerplatzes angebracht wurden, um dort den Schutz des Turmkranzes zu erhöhen. Die Blöcke waren mit Edelstahlschrauben am Fahrzeug befestigt, und eine letzte Schicht Stahlblech wurde über den Block geschweißt, der die Schraubenköpfe bedeckte und eine bündige Oberfläche und somit auch Schutz vorKorrosion und Verunreinigungen bot.
Wenn ein Geschoss auf diese Oberfläche prallt und sich verformt, verschieben sich eine oder mehrere Schichten des Blocks und scheren seitlich weg, wodurch effektiv eine neue Oberfläche entsteht, in die der explosive Strahl eindringen muss, Dies führt dazu, dass der Strahl mit jeder nachfolgenden Schicht, auf die er trifft, weiter abgelenkt oder geschwächt wird. Dieser Schichtaufbau erwies sich bei der Bekämpfung von HESH-Munition als sehr wirksam.
Während sich später herausstellte, dass die Stillbrew-Panzerung auch HEAT-Geschosse aus der 125-mm-Hauptkanone eines T-72 wirksam abwehren konnte, galt dies nicht mehr für APFSDS-Geschosse mit Wolfram und abgereichertem Uran, und eine zusätzliche minimale Steigerung von 30% des ursprünglichen Designs wäre erforderlich geworden. Dies führte zur Entwicklung der überlegenenen Chobham-Panzerung, deren Einzelteile aus einem Keramik-Verbundmaterial bestehen, das in Sandwichbauweise als Kacheln zwischen zwei Stahlplatten eingefügt wird oder wenigstens eine Rückseite aus Stahl hat. Daher müssen Fahrzeuge, die durch eine solche Panzerung geschützt sind, auf runde Formen verzichten. Die Verbundplatten befinden sich hintereinander in einem stählernen Behälter. Den Abschluss des Panzersystems bildet zumeist eine Schicht eines splitterfreien Materials wie Kevlar.
So viel zum Ausflug in die Welt der britischen Zusatzpanzerungen dieser Zeit. Auch hier ist das Bausatzteil, also speziell der Turm, schon recht realistisch dargestellt, wobei bereits eine leicht rauhe Oberfläche imitiert wurde:
Im Gegensatz dazu sind die Teile rund um den Fahrerplatz auch bei den echten Fahrzeugen deutlich glatter, im Modell haben sie allerdings keinerlei Struktur:
Das war mir insgesamt etwas zu wenig, wenn man das mit Fotos diverser Chieftains vergleicht. Die Fotos sind leider etwas dunkel, aber man erkennt recht gut die doch eher grobe Oberflächenstruktur:
(Quelle für diese 4 Fotos:
https://leicestermodellers.weebly.com/chieftain-stillbrew-1992.html)
Um so etwas im Modell umzusetzen, gibt es verschiedene Methoden bzw. Materialien. Ich habe mich hier nur mit den für mich gängisten Methoden beschäftigt, also
1) Plastikoberfläche mehrfach mit dünnflüssigem ExtraThin von Tamiya bestreichen
2) dto., aber zusätzlich Bearbeitung der Oberfläche mit einem groben Borstenpinsel
3) Bearbeitung der Oberfläche mit Surfacer 500
Hierzu habe ich eine kleine Versuchsreihe auf der Innenseite der Wanne gestartet, wo ich mit dem Originalmaterial arbeiten konnte und wo man es später nicht mehr sehen kann. Das Ergebnis ist hoffentlich hier auf dem Foto zu erkennen:
Rechts unten auf dem Bild sieht man die Oberfläche nach dem mehrmaligen Bestreichen mit dem dünnen Kleber. Aufgrund der Spiegelung ist das leider nicht gut zu erkennen, aber es wird auch nur die Oberfläche ein wenig aufgerauht.
Darüber sieht man das Ergebnis nach der Bearbeitung der angelösten Oberfläche mit einem kurzgeschnittenen Borstenpinsel. Das hatte ich früher auch schon einmal an der Wanne meines Panthers gemacht, wobei das Plastik wirklich nur leicht angelöst sein darf (die darf dafür nicht zu sehr aufgeweicht sein). Die Oberfläche wird dann mit dem Borstenpinsel bearbeitet (gestupft) und nach Durchtrocknung wieder ein wenig übergeschliffen.
Links sieht man das für meinen Geschmack beste Ergebnis. Hier habe ich Surfacer 500 mit einem kurzgeschnittenen Pinsel aufgestupft und ebenfalls nach dem Trocknen wieder leicht angeschliffen. Für meine Zwecke genügt das, und es schaut auch recht gut aus:
Vielen Dank wie immer für's Lesen und bleibt gesund
Rafael