joHs kleines PE- und Löttutorial (inkl. Baubericht)1. EinleitungGuten Tag zusammen,
da mich schon zahlreiche Modellbauer gefragt haben, wie ich Ätzteile verarbeite und verlöte, habe ich dies zum Anlass genommen, einen kleinen Leitfaden zu erstellen. Da ich zur Zeit sowieso nicht an meinem
- Elefant - weiterarbeiten kann und ich meinem Credo treu bleibe, kein zweites Modell nebenher anzufangen, nahm ich mir einen leichten ABER-Satz zur Brust, um nicht völlig einzurosten.
Obwohl hier sehr viele Bilder zum Thema Löten enthalten sind, weise ich nochmal auf meine beiden Löt-Threads hin, wo das Thema noch etwas erschöpfender behandelt wird (
Nr. 1 und
Nr. 2 ). Fragen beantworte ich natürlich auch weiterhin gerne, aber vielleicht werden etwaige Fragen bereits in diesen beiden Threads geklärt. Achja, inzwischen löte ich nur noch nach Methode zwei. Damit komme ich wesentlich besser klar und die Verbindungen werden noch besser.
Sicherheitshinweis: Bei PE- und Lötarbeiten ist Vorsicht geboten! Die Kanten sind scharf, der Lötkolben heiß und viele Werkzeug spitz und / oder schwer! Ich übernehme keine Verantwortung für Schnittwunden, Verbrennungen oder verlötete Finger.
2. Materialien Hier folgt nun eine kleine Aufstellung von Materialien und Werkzeugen, die sich
über Jahre angesammelt haben und beim Bau Verwendung fanden.
1) Lötkolben (Parkside bei Lidl, 30W, 7,99€)
2) Lötzinn (Stannol bei Conrad, 0,5 mm, ~3,00€)
3) Biegehilfe (The SmallShop EU, ~80€)
4) Lötfett (Stannol bei Conrad, ~5,00€)
5) Multitool large (Mission Models, gebraucht ~15€)
6) Pinselstiel
7) Dartspitze (auf altem Kugelschreiber, um mehr Kraft aufbringen zu können)
8) Teppichmesserklinge zum Biegen von PE (ACHTUNG: scharf! )
9) Grabhandler (Mission Models, gebraucht ~10€)
10) Hobby-Schere (Hersteller unbekannt, ~15€)
11) Schraubenzieher
12) Pinzette(n)
13) Zange (Knippex, ~12€)
14) Küchenlappen
15) Nassschleifpapier, 1000er Körnung
16) Stahlwolle
17) Teelichter
18) Bending pliers (Tamiya, ~18€)
19) Wildlederfetzen (oder ähnlich beschaffener Stoff)
Ich wiederhole, diese Werkzeuge, v.a. die Biegehilfe und die Mission Models Produkte, haben im Laufe meiner Modellbaukarriere (höhö) Einzug gefunden und sind
nicht zwingend notwendig, um gute Resultate zu erreichen. Gleiches kann man auch mit Dingen schaffen, die man als gemeiner Modellbauer sowieso immer um sich hat, oder die man entdeckt, wenn man mit offenen Augen durchs Haus läuft. Allerdings muss auch gesagt werden, dass diese Tools die Arbeit doch ungemein erleichtern können und natürlich eine einmalige, wenn auch teure, Anschaffung darstellen, aber auch mindestens ein Modellbauerleben halten!
Kleiner Tipp: Wenn man Werkzeug kauft, sollte man auch das namhafter Hersteller wählen (Mission Models, The SmallShop EU, Tamiya). Frei nach dem Motto lieber ein mal teuer gekauft, als mehrfach billig. Freilich fällt der Lidl-Lötkolben ein wenig aus der Reihe, aber ich muss sagen, dass dieser der bisher beste ist, den ich in die Finger bekommen habe. Er läuft jetzt seit bald einem Jahr häufig im Dauereinsatz und ist nach wie vor so leistungsfähig wie am ersten Tag.
3. Der BausatzWie gesagt, es sollte nichts zu komplexes sein. Ich habe meine ABER-Vorräte durchwühlt und bin auf diesen Zurüstsatz für den Tiger I gestoßen.
Dieses Set sollte auch für Einsteiger machbar sein, da es sich um ziemlich große Teile handelt, die sich leicht in Form bringen und biegen lassen. Allerdings hat ABER nichts vereinfacht, wie es manch anderer Hersteller zu tun pflegt (Eduard) – ganz ohne Mühe kommt man hier also auch nicht ans Ziel. Aber, wie gesagt, es hält sich alles im Rahmen und somit bietet dieses Set den perfekten Einstieg in die Welt der PE-Zurüstteile, meiner Meinung nach.
4. VorbereitungZunächst wird der Bogen vorsichtig aus der Verpackung entnommen und auf dem 1000er Schleifpapier von beiden Seiten angeschliffen.
Der Schleifstaub wird mit einem feuchten Tuch o.ä. abgenommen.
Nun kann auch schon das Basisteil aus dem Bogen geschnitten werden. Dank der Hobby-Schere ist es möglich, die Träger exakt am Teil zu durchtrennen. Somit fällt das Versäubern weg. Falls der Träger mal doch nicht so gut erreichbar ist, kann man die Überreste nach dem Heraustrennen mit der Schere einwandfrei entfernen, wenn mehr Spielraum für die Schere vorhanden ist.
Bereit für die nächsten Arbeitsschritte!
Nun folgt ein sehr wichtiger Schritt, v.a. bei solch großen Teilen, die in rundliche Formen gebogen werden sollen: Das Ausglühen.
Messing hat die unangenehme Eigenschaft, sehr störrisch zu sein. Zumindest die größeren Teile. Die Spannung ist sehr groß, so dass trotz enormer Kraftanstrengung meistens nicht mehr als eine leichte Biegung entsteht. Wenn man allerdings eine rundliche Form erreichen will,
muss vorher ausgeglüht werden. Das Metall wird durch Hitze biegsam und behält diese Biegsamkeit auch nach dem Abkühlen bei.
Bei so großen Teilen dauert das Ausglühen (mit meinen Mitteln) recht lange und ist nicht gerade die spaßigste Aufgabe. Sobald man auf der Oberseite die Hitze erkennen kann (schwer zu beschreiben, einfach zu erkennen), ist dieser Bereich des Teils meistens genug erhitzt worden. Wenn dann alle Bereiche ordentlich durchglüht wurden, kann das Teil zum Abkühlen beiseitegelegt werden – auf eine
feuerfeste (! ) Unterlage! Achja, ich habe hier zwei Teelichter (Nachbrenner ^^) benutzt, da es mir mit einem zu lange gedauert hat. Wenn noch jemand bessere Tipps fürs Ausglühen auf Lager hat, bitte hier melden.
Auf dem Bild sieht man schon die Ergebnisse eines ersten Biegeversuchs. Hier war das Metall noch zu störrisch, deshalb wurde erneut geglüht.
Übrigens, das Erhitzen der Teile lohnt sich nicht nur für Rundbiegungen, sondern auch für sehr lange Biegefalzen, wie sie z.B. bei Kettenabdeckblechen deutscher Panzerfahrzeuge durchgeführt werden müssen.
5. Biegen, pressen & lötenNach erfolgreichem Ausglühen kann dann das Teil in Form gebracht werden. Dazu legt man es auf eine semi-harte Unterlage (Küchenlappen eignen sich hervorragend) und rollt mit dem Multitool (o.ä.) vorischtig und gleichmäßig so lange darüber, bis die gewünschte Rundung herauskommt. Hier ist Geduld und Augenmaß gefragt – oder ein Schablone. Bloß keine zu große Kraft auf eine Stelle bringen, sonst bekommt man nur schwer reparable Beulen ins Blech. Die leicht nachgebende Unterlage sorgt dafür, dass die Rundung des Multitools auch tatsächlich auf das Teil durschlagen kann. Wenn diese aber zu weich ist, besteht ebenfalls Beulen-Gefahr.
Fertig!
Dieser Arbeitsschritt sollte eigentlich schon vor dem Rundbiegen stattgefunden haben, nämlich das Auspressen der Nietenköpfe. Ich hatte es aber schlicht und ergreifend vergessen.
Zur Durchführung: Man legt das Wildleder (o.ä.) auf eine harte Unterlage (in meinem Fall das hölzerne Griffstück eines Tonmessers), setzt die Dartspitze (o.ä.) an, dreht diese und drückt gleichzeitig mit recht starkem Druck darauf. Diese Arbeit ist extrem nervig und gerade bei so vielen Nieten, wie sie bei der Heckturmstaukiste des Tigers zu finden sind, sehr blasenfördernd (aua).
Wenn diese Fleißaufgabe erledigt ist, kann der Lötspaß endlich beginnen. Die drei Seitenwände werden in die entsprechenden Winkel gebogen und dann an die Grundplatte gelötet. Die Rückwand bleibt selbstverständlich erst mal offen, damit man die Lötpunkte gut erreichen kann.
Bezüglich des Lötens verweise ich hier nochmal auf den eingangs erwähnten Guide. Nur so viel: Ich verwende für solche großen Nähte viel Lötfett und viel Lötzinn. Der Vorteil von einer großen Menge Lötzinn ist nämlich, dass er wie Spachtelmasse wirkt, d.h. man kann Spalten super verschließen und sobald der Lötzinn abgekühlt ist, lässt er sich hervorragend bearbeiten. Im Normalfall muss man das aber gar nicht, da durch das viele Lötfett der erhitzte Lötzinn schon von alleine die Spalten perfekt abdichtet – der gelötete Turmstaukorb ist z.B. wasserdicht!
Nicht gleich verzweifeln, wenn sich der Lötzinn nicht sofort verflüssigt. Bedenkt, dass so ein großes Messingteil erst einmal gehörig erhitzt werden muss. Also Geduld. Wenn dann genug Hitze aufgebaut wurde, geht es dafür rasend schnell.
Zugegeben, großer Wert auf Sauberkeit wurde hier nicht gelegt; aber da man den Boden später sowieso nicht mehr sieht, habe ich mir das Versäubern erspart. Und obwohl man klar Unebenheiten erkennen kann, muss doch gesagt werden, dass die Lötzinn-Schicht hauchdünn und größtenteils doch eben ist.
Nun kann die Rückwand ebenfalls umgebogen und verlötet werden.
Danach wurde die kleine Aussparung für den Turmhebehaken eingelötet.
Dann mussten die beiden Deckelteile miteinander verbunden werden, nachdem die obere Hälfte zuvor bereits mit Nietenköpfen versehen wurde. Wichtig hierbei ist, darauf zu achten, dass die untere Platte mittig / passend liegt. Da sie etwas kleiner als das Oberteil ist, wird dadurch eine Auflage geschaffen, die dazu dient, den Deckel dann passend auf die Kiste zu setzen.
Eine ganz gewöhnliche Holz-Wäscheklammer ist bei dieser Aufgabe eine große Hilfe. Sie hält die beiden Teile sicher zusammen und kann auch beim Löten selbst an Ort und Stelle bleiben.
Man sieht, dass sich durch das Ausdrücken der Nieten die Teile ein wenig verformt haben – kein Problem. Solche Dellen lassen sich leicht ausbügeln. Sei es durch sanfte Hammerschläge oder feste Lötstellen.
Als die Position dann festgelegt war, wurden kleine Stücke Lötzinn abgeschnitten.
Ende erster Teil. --> Fortsetzung im nächsten Post!